Ein Zuhause für die Jahreszeiten
Fledermäuse gehören in Mitteleuropa zu den am stärksten gefährdeten Tierarten. Der Verlust von Rückzugsorten wie Wochenstuben und Winterquartieren sowie der Rückgang ihrer Jagdreviere, oft kombiniert mit dem Einsatz von Insektenbekämpfungsmitteln, erschweren ihr Überleben erheblich. In der Roten Liste der gefährdeten Säugetiere Österreichs und der Steiermark sind viele Fledermausarten als gefährdet, stark gefährdet oder sogar vom Aussterben bedroht eingeordnet. Sie stehen unter strengem Schutz und gelten als wichtige Anzeiger für gesunde Ökosysteme.
Besonders in dicht bebauten Städten sind geeignete Quartiere selten geworden. Genau hier kommen Dachböden ins Spiel. Dachräume sind für viele Fledermausarten ideale Lebensräume: Sie sind trocken, windgeschützt, ruhig und bieten ausreichend Platz für Hängeplätze und Verstecke. Leider sind viele dieser Bereiche durch Sanierungen oder moderne Bauweisen nicht mehr für die Tiere zugänglich. Deshalb ist es umso wichtiger, gezielt neue Dachbodenquartiere zu schaffen oder bestehende zugänglich zu machen.
An der Universität Graz wird im Rahmen der Biodiversitätsstrategie gezielt daran gearbeitet, geeignete Unterschlupfmöglichkeiten für Fledermäuse zu schaffen. Denn ungenutzte Dachräume der alten Universitätsgebäude könnten eine wichtige Rolle spielen, als Sommer- oder Winterquartier oder einfach als geschützter Rückzugsort. Schon eine geeignete Einflugöffnung und ein ungestörter Bereich im Dachboden können ausreichen, um eine Fledermauskolonie anzusiedeln. Solche Quartiere werden oft erst nach einiger Zeit angenommen, doch wenn sich Fledermäuse einmal angesiedelt haben, kehren sie über viele Jahre hinweg immer wieder zurück.
Mit diesen Maßnahmen entsteht am Campus ein stiller Rückzugsort hoch über den Köpfen der Menschen. Die Universität leistet damit einen wichtigen Beitrag zum Schutz dieser bedrohten Tiergruppe und stärkt die biologische Vielfalt im städtischen Raum.
Zielarten
In der Umgebung der Universität und in der Stadt Graz kommen verschiedene Fledermausarten vor, die auf Quartiere wie Dachböden angewiesen sind. Dazu zählen unter anderem:
- das Kleine Mausohr (Myotis blythii), eine besonders schützenswerte Art, die große, warme Dachräume für ihre Wochenstuben benötigt
- weitere Arten wie die Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus) und die Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus) die ebenfalls auf Gebäude als Unterschlupf angewiesen sind
Diese Tiere leisten einen wichtigen Beitrag zur natürlichen Insektenregulation. Eine einzige Fledermaus kann pro Nacht mehrere Tausend Mücken und andere Insekten fressen.